Gräser – Hauptauslöser von Heuschnupfen

Für allergische Beschwerden sorgen vor allem die hochwachsenden Gräser der Futterwiesen, auch Getreidesorten wie Mais und Roggen.

Gräser

Süssgräser stellen die wichtigste Nahrungsgrundlage des Menschen dar, sie sind aber auch Hauptauslöser von Heuschnupfen. Rund 70 % der Pollenallergiker reagieren auf Gräserpollen. Ihnen auszuweichen, ist fast unmöglich. Gräser kommen weltweit vor und geben als Windblütler riesige Mengen Pollen ab.

Gräser – die Hauptauslöser von Heuschnupfen

Nicht alles, was nach Gras aussieht, ist für Heuschnupfenbetroffene tatsächlich belastend. Seggen (Carex), Binsen (Juncus), Zypergras (Cyperus) oder Wollgras (eriophorum) sehen den echten Süssgräsern sehr ähnlich, gehören aber zum Beispiel zu anderen Pflanzenfamilien und haben deshalb für die Gräserpollenallergiker keine nennenswerte allergene Potenz.

Weltweite Verbreitung

Die Familie der Süssgräser (Poaceae) umfasst rund 9500 verschiedene Arten. Obwohl sie nicht die grösste Familie der Blütenpflanzen darstellt, ist sie doch wirtschaftlich die wichtigste Sippe der Welt. Getreidearten wie Reis, Weizen und Mais bilden die Nahrungsgrundlage des Menschen, Zuckerrohr liefert den grössten Teil des weltweiten Zuckers und viele Gräser dienen als Weidefutter für Haus- und Wildtiere. Gräser sind weltweit anzutreffen und kommen in fast allen Klimazonen vor. Fossilfunde belegen, dass ihre ersten Vertreter vor rund 60 Millionen Jahren auf der Erde entstanden sind, zu einer Zeit, als die urtümlichen Dinosaurier ausstarben. Obwohl alle Süssgräser den gleichen Blütenaufbau haben – in ihrer Erscheinung könnten sie nicht unterschiedlicher aussehen. Neben einjährigen und nur ein paar Zentimeter hohen Gräsern gibt es auch einige, die enorme Höhen erreichen und weit über 100 Jahre alt werden. Ein solches Riesengras gedeiht beispielsweise im tropischen Asien: Der Grosse Dornen-Bambus (Bambusa bambos) wird knapp 40 Meter hoch und wächst bis zu 91 Zentimeter an einem Tag.

Enorme Pollenproduktion

Die Süssgräser werden mit dem Wind bestäubt. Die Pollenübertragung erfolgt dabei weit weniger gezielt als bei der Tierbestäubung. Diesen Mangel gleichen die Windblütler mit der Massenproduktion von Blütenstaub aus. Dies führt während der Blütezeit zu regelrechten Staubwolken. Die Effizienz wird dadurch verstärkt, dass auch die Graspflanzen selbst oft in Massen auftreten. Beim Roggen (Secale cereale) beträgt die durchschnittliche Pollenmenge pro Staubblatt rund 19’000 Pollenkörner. Somit produziert ein durchschnittlicher Halm gegen sieben Millionen Pollenkörner.

Einheimische Gräser

In der Schweiz wachsen rund 220 verschiedene Süssgräser. In Bezug auf Pollenallergien gibt es dabei grosse Unterschiede. So sind etliche Gräser wenig allergen und lösen nur selten Kreuzreaktionen mit Nahrungsmitteln aus, wie zum Beispiel der Schilf (Phragmites australis), verschiedene Hafergräser (Avena sp.) oder das Hundszahngras (Cynodon dactylon). Für starke allergische Beschwerden sorgen in erster Linie die hochwachsenden Gräser der Futterwiesen, wie etwa das Wiesen-Lieschgras (Phleum pratense), das Gemeine Knäuelgras (Dactylis glomerata), der Glatthafer (Arrhenatherum elatius) und das Englische und Italienische Raygras (Lolium perenne und L. multiflorum). Aber auch verschiedene Getreidearten wie der Mais (Zea mays) oder der Roggen sind allergen. Dabei hat der Roggen wahrscheinlich die höchste allergene Potenz unter allen Gräsern. Die hochallergenen Gräser gedeihen fast überall: in unseren Wiesen und Weiden, an Wegrändern oder in Waldlichtungen, von der kollinen bis in die subalpine Stufe. Ihr Pollenflug beginnt im April und endet im September, wobei ihre Hauptblütezeit zwischen Mai und Juli liegt.

Zahlen und Fakten

In der Schweiz sind rund 1,2 Millionen Menschen, also etwa 20 % der Bevölkerung betroffen. Die Blüte eines einzigen Grashalms enthält rund 4 Millionen Blütenpollen. Zu den Blütenpollen, die keine Allergie auslösen, gehören die Nadelhölzer. Als gelber Staubniederschlag im Frühling gut sichtbar, bewirken sie allenfalls eine Reizung der Bindehaut.

Autor: Beat Fischer, BAB Büro für Angewandt Biologie, Bern

Redaktion: aha! Allergiezentrum Schweiz, in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftlichen Beirat. Für Prävalenzzahlen siehe Quellenverweise.