Die vielen Regentage waren gut für die Gräserpollenallergiker
Die Gräserpollenbelastung gehörte bis zum letzten Wochenende zu den schwächeren der letzten 20 Jahre. Auffällig ist die geringe Anzahl von Tagen mit starker und sehr starker Pollenbelastung. So konnten wenigstens Gräserpollenallergiker der langen Regenperiode einen positiven Aspekt abgewinnen.
Regen und Pollenflug
Regen hat verschiedenen Einfluss auf den Pollenflug. Wenn es regnet, geben die Gräser kaum Pollen an die Luft ab, denn die Staubbeutel bleiben geschlossen. Erst bei trocken Verhältnissen gelangen die Pollen in die Luft und können sich mit dem Wind verbreiten. Beginnt es dann zu regnen, werden die Pollen aus der Luft ausgewaschen. Je nach Intensität des Niederschlags ist die Luft schon nach wenigen Minuten bis etwa nach einer halben Stunde fast pollenfrei. Da die Gräserpollen mit 28 bis 40 Mikrometer recht grosse Partikel sind, werden sie viel schneller aus der Luft ausgewaschen als zum Beispiel der Feinstaub.
Zu Beginn eines Gewitters mit starkem Wind hat man beobachtet, dass Heuschnupfen oder sogar Asthma kurzfristig stark zunimmt. Gründe dafür sind das Aufwirbeln der Pollen und das Aufplatzen von Pollenkörnern, wobei kleine Partikel mit Allergenen in die Luft gelangen.
Bild: Staubbeutel eines Grases, welche die Pollen enthalten. Ihre löffelförmige Form zeigt, dass sie geöffnet sind und Pollen abgeben können oder schon abgegeben haben.
Die Grafik mit dem Gräserpollenflug und dem Niederschlag in Zürich zeigt diese Wechselwirkung sehr schön. Auch an Tagen mit Niederschlag ist Pollenflug möglich - dann nämlich, wenn es längere trockene und sonnige Abschnitte gab und der Niederschlag zum Beispiel erst am Nachmittag einsetzte.
Figur: Gräserpollenkonzentration und tägliche Niederschlagssummen 2016 in Zürich.
Wenig Tage mit starkem Pollenflug
Die Gräserpollensaison wies bis jetzt eine besonders tiefe Zahl von Tagen mit starkem und sehr starkem Pollenflug auf. An 7 Messstationen war es bis zum 19. Juni 2016 die schwächste Pollensaison im Vergleich zur Periode von 1996-2015, dies besonders in der Westschweiz und in Visp, Bern und Zürich. Im Tessin jedoch war die Gräserpollensaison eher stärker als normal. Besonders im Mai konnten die Pollen während den trockenen Phasen starke Belastungen erreichen. Allgemein stellen wir für das Tessin eine Zunahme des Gräserpollenflugs in den letzten Jahren fest, wobei die Gründe dafür noch nicht bekannt sind.
Tabelle: Anzahl Tage mit starkem und sehr starkem Pollenflug bis zum 19. Juni 2016: das Jahr 2016 im Vergleich mit dem Vorjahr 2015 und dem 20-jährigen Mittel von 1996-2015. Auch für das Jahr 2015 und das Mittel 1996-2015 wurden nur Daten bis zum 19. Juni einbezogen.
Die Stärke der Pollensaison beeinflusst auch die Erfolgskontrolle von Therapien, zum Beispiel der Desensibilisierung. Dabei werden den Patienten über längere Zeit Allergene in kleinen Mengen gespritzt. Das Ziel ist, dass sich der Körper an die Pollenallergene gewöhnt und nicht mehr allergisch reagiert (mehr zum Thema bei aha!Allergiezentrum Schweiz). Wird die Wirkung der Therapie in einer sehr schwachen Pollensaison überprüft, während der die Symptome aufgrund des Pollenflugs schon geringer sind, kann dies möglicherweise zu einer zu positiven Beurteilung führen.
Wie geht die Pollensaison weiter?
Wenn es trocken und sonnig ist, muss im Mittelland bis etwa Mitte Juli mit starkem Gräserpollenflug gerechnet werden. In den Voralpen und im Jura sind bis Anfang Juli sehr starke Belastungen möglich, starker Pollenflug kann bis gegen Ende Juli auftreten.
Pollenkalender der einzelnen Messstationen